Interview mit F95-Aufsichtsrat Tim Greiner Mai

Wie bereits an anderen Stellen erwähnt, haben wir uns bei der Erarbeitung der von „Zukunft Blau-Schwarz“ unterbreiteten Vorschläge auch an Vereinsstrukturen anderer Proficlubs orientiert. Zu den Vereinen, die durchaus Parallelen zu den Vorschlägen unserer Kampagne aufweisen zählt auch Fortuna Düsseldorf. Insbesondere die Aufgaben des Aufsichtsrats ähneln sich: das Gremium bestellt, kontrolliert und entlässt die drei hauptamtlichen Vorstände bestehend aus einem Vorstandsvorsitzenden, einem Vorstand Sport und Kommunikation sowie einem Vorstand Finanzen, Recht & Personal. Auch bei der Fortuna ist der Aufsichtsrat dabei unter anderem für die Vertragsschließung mit den Vorständen verantwortlich.

Für „Zukunft Blau-Schwarz“ konnte Niklas mit Tim Greiner Mai aus Düsseldorf sprechen. Tim ist seit 2020 gewähltes Mitglied im Aufsichtsrat des Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. und gibt uns im Gespräch spannende Einblicke in die Arbeit im dortigen Aufsichtsrat.

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Zukunft Blau-Schwarz / Niklas: Hallo Tim, erst einmal vielen Dank, dass du bereits bist uns ein paar Fragen zu beantworten. Wir möchten mit dem Kurzinterview unseren Mitgliedern des 1. FC Saarbrücken e.V. ein paar Erfahrungswerte von einem Profifußballverein liefern, die sich in der e.V.-Struktur befinden und ähnliche Strukturen haben, wie wir Sie mit „Zukunft Blau-Schwarz“ anstreben. Weißt du noch wann bei Fortuna die Strukturen von einem Präsidium hin zu hauptamtlichen Vorständen geändert wurde und somit eine Professionalisierung des Vereins gestartet wurde?

Tim: Die Satzung wurde auf der JHV Anfang Februar 2002 grundlegend geändert. Über die Jahre hinweg gab es aber immer wieder Anpassungen innerhalb unserer Satzung.

Zukunft Blau-Schwarz / Niklas: Unserer Meinung nach sollte der Aufsichtsrat so divers wie möglich aufgestellt sein. Dort sollten Leute aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen Hintergründen vertreten sein. Wie gestaltet sich das bei euch im Aufsichtsrat und welche Meinung vertrittst du?

Tim: Laut unserer Satzung gehören neun Vertreter dem Aufsichtsrat an. Fünf Vertreter werden davon direkt von der Mitgliederversammlung gewählt und ein weiteres Mitglied wird vom Sportausschuss bestellt. Die drei weiteren Mitglieder werden direkt vom Wahlausschuss bestimmt. Wenn man sich unseren aktuellen Aufsichtsrat anschaut, sind wir sehr divers aufgestellt. Mit Michael Rensing, Martina Voss-Tecklenburg und Dirk Böcker haben wir zum Beispiel drei Personen, die ganz klar dem Bereich Sport zuzuordnen sind. Für den Bereich Wirtschaft / Finanzen haben wir dann als Beispiel Lutz Granderath oder Prof. Dr. Horst Peters als Mitglieder vertreten. Ich selbst sehe mich als Bindeglied zwischen der Kurve und dem Aufsichtsrat. Dieser Bereich ist natürlich auch wichtig, damit sich alle bzw. ein Großteil der Fans vertreten fühlen.

Die Vielfalt im Aufsichtsrat ist für mich ein klarer Vorteil gegenüber einem Gremium, das ausschließlich aus Vertretern eines einzigen Bereichs besteht. Unterschiedliche Hintergründe ermöglichen ein besseres Verständnis füreinander und erweitern den Blick auf verschiedene Themen. Ein Vorstandsmitglied war vielleicht noch nie in der Kurve und kennt die dort vorhandenen Probleme nicht – hier kann ein Fanvertreter frühzeitig sensibilisieren und wichtige Einblicke geben. Umgekehrt erhalte ich selbst durch andere Mitglieder wertvolle Perspektiven, etwa auf finanzielle oder sportliche Fragen. Dieser offene Austausch und das gegenseitige Verständnis sind entscheidend für die tägliche Zusammenarbeit und ein konstruktives Miteinander. Würde der Aufsichtsrat nur aus gleichgesinnten Personen bestehen, drohten Stillstand und fehlende Weiterentwicklung. Unterschiedliche Meinungen und Strömungen sind daher unabdingbar.

Zukunft Blau-Schwarz / Niklas: Wie organisiert ihr euch als Aufsichtsrat? Ihr habt auch die Aufgabe den Vorstand einzustellen. Führen da alle 9 Mitglieder die Gespräche?

Tim: Laut Satzung muss sich der Aufsichtsrat eine eigene Geschäftsordnung geben, in der die Aufgaben klar geregelt sind. In der Praxis kann man das gut mit klassischer Gremienarbeit vergleichen. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen – zum Beispiel für Sport, Finanzen oder Personal – die sich jeweils aus einigen der neun Mitglieder zusammensetzen.

Würden alle neun Personen bei jedem Gespräch mit potenziellen Vorständen oder bei jeder Vertragsverlängerung beteiligt sein, würde sich alles ewig hinziehen. Deshalb übernehmen die Gremien bestimmte Aufgaben, damit es schneller und effizienter läuft. Am Ende entscheidet aber immer der gesamte Aufsichtsrat, und zwar mit einem Mehrheitsbeschluss – das ist ganz wichtig. Ein Beispiel: Das Gremium Personal führt die Gespräche, fasst die Ergebnisse zusammen, stellt sie allen vor, und dann wird gemeinsam abgestimmt. Dafür braucht es viel Vertrauen, und genau diese Strukturen haben sich über viele Jahre hinweg bewährt.

Zukunft Blau-Schwarz / Niklas: Bei unseren Mitgliedern besteht die Befürchtung, dass der Aufsichtsrat zu viel Macht erhält bzw. vom Aufwand als Ehrenamt überfordert sein könnte. Wie sind deine Erfahrungswerte?

Tim: Damit der Aufsichtsrat seine Aufgabe als Kontrollgremium erfüllen kann, braucht es bestimmte Strukturen und Funktionen. Was genau geregelt ist, geben bei uns vor allem die Satzung und die Geschäftsordnung vor.

Der zeitliche Aufwand kann dabei je nach Situation stark schwanken. Besonders wenn ein neues Vorstandsmitglied bestellt wird oder Vertragsverlängerungen anstehen, entsteht zum Beispiel im Gremium Personal deutlich mehr Arbeit. Solche Gespräche können durchaus mehrere Stunden dauern – das ist aber nicht die Regel, sondern eher phasenweise so.

Man darf auch nicht vergessen: Der Aufsichtsratsvorsitzende und seine Stellvertretung investieren in aller Regel deutlich mehr Zeit als ein „normales“ Mitglied. Und ja, es handelt sich um ein Ehrenamt. Aber es ist eines, das man gerne für seinen Verein übernimmt und für das man bereit ist, die nötige Zeit zu geben.

Zukunft Blau-Schwarz / Niklas: Vielen lieben Dank Tim, dass du dir die Zeit genommen hast uns Einblicke in eure Arbeit als Aufsichtsrat bei Fortuna Düsseldorf zu geben.

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…denn für Blau und Schwarz wird’s höchste Zeit!